Aktuelles



  • 04. Mai 2024

    Im Gespräch mit OGBL-Zentralsekretär Alain Rolling, dem Präsidenten der Personalvertretung von Tarkett, Jacques Adam und dem Delegierten für Sicherheit und Gesundheit, Jean-Marc Zabus

    »Wir lehnen einen Sozialplan und die Entlassung von 126 Kollegen kategorisch ab«

    Ali Ruckert

    Der Präsident der Personalvertretung von Tarkett, Jacques Adam, der dem OGBL angehört, ist formell: »Als Vertreter der Beschäftigten wurden wir vom Betrieb erst sehr spät darüber in Kenntnis gesetzt, dass eine wichtige Belegschaftsversammlung stattfinden sollte, ohne dass uns der konkrete Anlass mitgeteilt wurde. Zwei Stunden bevor die Belegschaft dann über das nahende Unheil informiert wurde, wurde uns in einer Versammlung mitgeteilt, dass Tarkett entschieden habe, dass bis zum Jahresende 2024 eine komplette Produktionslinie still­gelegt und 126 Beschäftigte entlassen werden sollen.«

    Überrascht und regelrecht geschockt

    Auch Alain Rolling, Zentralsekretär des OGBL, der den Kollektivvertrag und die Pläne zur Aufrechterhaltung der Beschäftigung aushandelte, ist mehr als verärgert über die Vorgehensweise des Unternehmens. »Am 23. April stellte die Direktion von Tarkett über ihren Anwalt der Gewerkschaft einen Brief zu, in dem es knallhart hieß, dass das Unternehmen vorhabe, 126 der 562 Belegschafts­mitglieder aus dem Werk in Clerf über einen Sozialplan zu entlassen.

    Für mich kam diese Ankündigung völlig überraschend, da erst vor wenigen Wochen ein neuer Plan zur Aufrechterhaltung der Beschäftigung mit der Direktion unterzeichnet wurde, und nichts darauf hingedeutet hatte, dass Tarkett zu solch einer brutalen Methode greifen würde.«

    Aussschußpräsident Jacques Adam und der Delegierte für Sicherheit und Gesundheit im Betrieb, Jean-Marc Zabus, gleichfalls OGBL-Ge­werk­schaf­­ter, bestätigen das und erinnern sich, dass sie vollständig überrascht und re­gel­recht geschockt über die angekündigten Entlassungen waren, da das zuvor zu keinem Zeitpunkt auch nur angedeutet worden war.

    Richtig ist wohl, dass die Entscheidung über die Still­legung einer Produktionslinie für Bodenbeläge in Clerf im Hauptquartier des Unternehmens im Pariser Nobelviertel La Défense getroffen wurde, und anschließend offenbar eine Reihe Kriterien aufgestellt wurden, um die Stilllegung der Produktionslinie zu rechtfertigen und die Produktion nach Konz in Deutschland auszulagern. Kriterien wie die Sicherheit, die bei Tarkett insgesamt und noch mehr im Werk in Clerf großgeschrieben wird, und die Erfahrung der Beschäftigten, gehörten offenbar nicht dazu.

    Dafür aber wurde geltend gemacht, dass die Produktionslinie wegen Überkapazitäten und »technologischer Inflexibilität« stillgelegt und abgerissen werden soll.

    Über neue Investitionen und eine modernere Beschichtungsanlage wurde erst gar nicht nachgedacht. Die Direktion wurde offenbar nur nachdrücklich angewiesen, den in Paris beschlossenen Sozialplan mit allen Mitteln durchzusetzen.

    Wer 51 oder älter ist, soll entlassen werden

    Noch schlimmer finden es Jacques Adam und Jean-Marc Zabus, dass im Betrieb offenbar viele Beschäftigte, die 51 Jahre und älter sind, ausgesondert werden, um auf die Straße gesetzt zu werden, eben weil sie aufgrund ihrer langen Betriebszugehörigkeit höhere Löhne haben und zu teuer für die Aktionäre werden, die möglichst hohen Profit auf Kosten der Belegschaft machen wollen.

    Geradezu niederträchtig ist, dass die Direktion von Tarkett offenbar von den Kollegen, die auf der Abschussliste stehen, auch noch verlangen will, während der nächsten Monate ihr Know­how an andere Belegschaftsmitglieder weiterzugeben und möglicherweise auch noch auf Überstunden zurückgreifen will.

    Wie das in der Praxis geschehen soll, bleibt ein Rätsel, denn wie kann man von Beschäftigten, die wissen, dass ihre gute Arbeit damit »belohnt« wird, dass sie kurzerhand auf die Straße gesetzt werden sollen, auch noch Motivation und Einsatz für den Betrieb erwarten? Ist es nicht naheliegend, dass Belegschaftsmitglieder versuchen wer­den, so schnell wie mö­glich dem Betrieb den Rücken zu kehren?

    Auf die Frage, was nun geschehen soll, antworten die drei Gewerkschafter wie aus einem Mund: »Wir werden unsere Kollegen mit allen Mitteln verteidigen und werden alles daransetzen, um einen Sozialplan und die Entlassung von 126 Kollegen zu verhindern.«

    Gebraucht wird ein Plan zur Aufrechterhaltung der Beschäftigung

    Zentralsekretär Alain Rolling, der viel Erfahrung hat und dafür bekannt ist, hart zu verhandeln und die Lohnabhängen konsequent zu verteidigen, lässt keine Zweifel aufkommen: »Im Auftrag der Belegschaft, der Personalvertretung und der Gewerkschaft habe ich der Direktion unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass diese Methoden mit uns nicht ziehen und wir es daher ablehnen, über einen Sozialplan und die Entlassung von 126 Kollegen zu verhandeln.

    Was nutzt da eine Charta über den Sozialdialog, mit der sich Tarkett brüstet, wenn in der Praxis brutale Entlassungen vorgenommen werden? Wir sind uns einig, dass es keinen Sozialplan geben darf, sondern über eine Anpassung des Plans zur Aufrechterhaltung der Beschäftigung verhandelt werden soll.

    Wir haben ohnehin das Vertrauen in die Patronatsseite verloren, nach dem, was alles passiert ist. Und wer sagt uns, dass nach der Stilllegung einer Produktionslinie, demnächst nicht der ganze Standort von den Aktionären in Paris in Frage gestellt wird, weil er ihnen nicht genug Profit abwirft?«

    Am Montag soll ein weiteres Treffen mit der Direktion stattfinden, doch was wird passieren, wenn die Patronatsvertreter stur an einem Sozialplan und 126 Entlassungen festhalten werden?

    »Dann bleiben uns immer noch gewerkschaftliche Aktionen und die Mobilisierung der Beschäftigten«, so die drei Gewerkschafter, die darauf hinweisen, wie wichtig die Solidarität zwischen den Kollegen im Betrieb ist, um das schlimm­ste Szenario zu verhindern.

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  • 04. Mai 2024

    En discussion avec le secrétaire central de l'OGBL, Alain Rolling, le président de la délégation du personnel de Tarkett, Jacques Adam, et le délégué à la sécurité et à la santé, Jean-Marc Zabus

    «Nous refusons catégoriquement un plan social et le licenciement de 126 collègues»

    Ali Ruckert

    Le président de la délégation du personnel de Tarkett, Jacques Adam, qui fait partie de l'OGBL, est formel : «En tant que représentants des salariés, nous n'avons été informés que très tardivement par l'entreprise qu'une importante assemblée du personnel devait avoir lieu, sans que le motif concret ne nous ait toutefois été communiqué. Deux heures avant que le personnel ne soit informé de l'imminence du désastre, nous avons appris lors d'une réunion que Tarkett avait décidé d'arrêter une ligne de production complète et de licencier 126 salariés d'ici la fin de l'année 2024.»

    Surpris et sous le choc

    Alain Rolling, secrétaire central de l'OGBL, qui a négocié la convention collective et les plans de maintien dans l'emploi, est lui aussi plus que contrarié par la démarche de l'entreprise. «Le 23 avril, la direction de Tarkett, par l'intermédiaire de son avocat, a envoyé une lettre au syndicat, dans laquelle il était clairement indiqué que l'entreprise avait l'intention de licencier 126 des 562 salariés de l'usine de Clervaux par le biais d'un plan social.

    Cette annonce m'a totalement surpris, car un nouveau plan de maintien dans l'emploi avait été signé avec la direction il y a quelques semaines seulement et rien ne laissait présager que Tarkett allait recourir à une méthode aussi brutale.»

    Le président de la délégation, Jacques Adam, et le délégué à la sécurité et à la santé au travail, Jean-Marc Zabus, également membre de l'OGBL, le confirment et se souviennent qu'ils ont été complètement surpris et choqués par l'annonce des licenciements, car à aucun moment cela n'avait été évoqué auparavant.

    Il est vrai que la décision de fermer une ligne de production de revêtements de sol à Clervaux a été prise au siège de l'entreprise dans le quartier chic de La Défense à Paris, et qu'une série de critères ont apparemment été établis pour justifier la fermeture de la ligne de production et la délocalisation de la production vers Konz en Allemagne. Des critères tels que la sécurité, qui est une priorité dans le groupe Tarkett mais encore plus dans l’usine de Clervaux, et l'expérience des travailleurs n'en faisaient apparemment pas partie.

    En revanche, on a fait valoir que la ligne de production devait être arrêtée et démolie en raison d'une surcapacité et d'une «inflexibilité technologique».

    Il n'a même pas été question de nouveaux investissements et d'une installation de revêtement plus moderne. Il semble que la direction ait seulement reçu l'instruction ferme de faire appliquer par tous les moyens le plan social décidé à Paris.

    Ceux qui ont 51 ans ou plus sont menacés de licenciement

    Jacques Adam et Jean-Marc Zabus trouvent encore plus grave que dans l'entreprise, un nombre import de salariés âgés de 51 ans et plus soient écartés pour être mis à la rue, précisément parce qu'ils ont des salaires plus élevés en raison de leur longue ancienneté et qu'ils deviennent trop chers pour les actionnaires qui veulent faire un maximum de bénéfices sur le dos du personnel.

    Ce qui est vraiment ignoble, c'est que la direction de Tarkett veut apparemment exiger des collègues qui sont sur la liste noire qu'ils transmettent leur savoir-faire à d'autres membres du personnel au cours des prochains mois et qu'ils aient éventuellement recours aux heures supplémentaires.

    Comment cela peut-il se faire dans la pratique ? En effet, comment peut-on attendre de la motivation et de l'engagement pour l'entreprise de la part de travailleurs qui savent que leur bon travail sera «récompensé» par une mise à la porte ? N'est-il pas évident que les membres du personnel vont essayer de tourner le dos à l'entreprise le plus rapidement possible ?

    A la question de savoir ce qui va se passer maintenant, les trois syndicalistes répondent d'une seule voix : «Nous défendrons nos collègues par tous les moyens et nous ferons tout pour éviter un plan social et le licenciement de 126 collègues.»

    Le secrétaire central Alain Rolling, qui a beaucoup d'expérience et qui est connu pour négocier âprement et défendre systématiquement les salariés, ne laisse planer aucun doute : «Au nom du personnel, de la délégation du personnel et du syndicat, j'ai fait comprendre sans équivoque à la direction que ces méthodes ne tiennent pas avec nous et que nous refusons catégoriquement de négocier un plan social et le licenciement de 126 collègues.

    Ce qu'il faut, c'est un plan de maintien dans l'emploi

    A quoi sert une charte sur le dialogue social dont se vante Tarkett si, dans la pratique, des licenciements brutaux sont effectués ? Nous sommes d'accord sur le fait qu'il ne doit pas y avoir de plan social, mais qu'il faut négocier une adaptation du plan de maintien dans l'emploi.

    De toute façon, nous avons perdu confiance dans le patronat après tout ce qui s'est passé. Et qui nous dit qu'après l'arrêt d'une ligne de production, ce n'est pas tout le site qui sera prochainement remis en cause par les actionnaires parisiens parce qu'il ne leur rapporte pas assez de bénéfices ?»

    Une nouvelle rencontre avec la direction est prévue lundi, mais que se passera-t-il si les patrons s'entêtent à vouloir forcer un plan social et 126 licenciements ?

    «Il nous restera toujours l'action syndicale et la mobilisation des salariés», concluent les trois syndicalistes, qui rappellent l'importance de la solidarité entre collègues dans l'entreprise pour éviter le pire des scénarios.

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  • 04. Mai 2024

    Der offizielle Wahlkampf zu den EU-Wahlen hat begonnen

    An diesem Wochenende beginnt der offizielle Wahlkampf zu den Wahlen zum EU-Parlament am 9. Juni 2024, an denen 13 Parteien und Gruppierungen teilnehmen.

    Im Vorfeld produzierte die KPL ihren Fernsehspot für RTL Télé Lëtzebuerg und ihre Radiosendungen für RTL Radio und Radio 100komma7 in Eigenregie, um Geld zu sparen, denn anders als die Parteien in der Chamber, die Hunderttausende Euro aus dem Staatsäckel zu propagandistischen Zwecken bekommen, ist die KPL auf die Unterstützung ihrer Mitglieder und Sympathisanten angewiesen, um ihre Ausgaben im EU-Wahl­kampf zu bestreiten.

    An diesem Wochenende werden Militanten der KPL allenthalben im Land Plakate auf den offiziellen Plakatwänden kleben, die von den Gemeinden zur Verfügung gestellt werden. Die KPL bekam die Listenummer 5 zugelost.

    Bereits am 24. März 2024 hatte das erweiterte Zentralkomitee der KPL, dem 40 Mitglieder angehören, die sechs Kandidatinnen und Kandidaten, die für die KPL am 9. Juni antreten werden, gewählt. Es sind dies Alain Herman, Dzenana Adrovic, Enrique Guerrero, Ali Ruckert, Claudine Muno, Edoardo Tiberi

    Am 28. April hat dann eine Landeskonferenz der KPL in Rümelingen das Wahlprogramm in Form eines Wahl­aufrufs beschlossen, unter der Losung »Sozial­ofbau an Oprëschtung? Net mat eis!«.

    Die KPL kritisiert vor allem einen eklatanten Mangel an Demokratie in der EU, den fortwährenden Abbau von hart erkämpften sozialen Rechten und Errungenschaften sowie die Entwicklung der EU zu einer Militärunion.

    Unter der Überschrift »Widerstand gegen jeglichen Sozialabbau« werden zahlreiche konkrete Forderungen aufgeführt. Besonderer Wert wird auf eine Klimapolitik für die Menschen und auf einen aktiven Wi­derstand gegen Aufrüstung und Krieg gelegt.

    Das Wahlprogramm wird nächste Woche in der »Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek« und auf der Internet-Seite der KPL (www.­kom­mu­ni­sten.lu) veröffentlicht.

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  • 04. Mai 2024

    »Friedenskonferenz« ohne Verhandlungspartner

    Uli Brockmeyer

    Auf dringenden Wunsch der Ukraine und ihrer Verbündeten soll demnächst in der neutralen Schweiz eine »Friedenskonferenz« stattfinden. Staats-und Regierungschefs aus aller Welt sollen sich in einem Nobelhotel treffen, um auf der Grundlage einer »Friedensformel« des ukrainischen Staatschefs über Wege zur Beendigung des Krieges zu sprechen.

    Es scheint sich doch allmählich herumzusprechen, daß der Krieg in der Ukraine nicht – wie von führenden Leuten in der NATO und in der EU erträumt – durch einen »Sieg über Rußland auf dem Schlachtfeld« beendet werden kann. Die Bedingungen dafür sind mehr als schlecht, und dabei geht es nicht nur um ausbleibende »Erfolge« der ukrainischen Truppen, deren großmäulig angekündigte Frühjahrsoffensive im vergangenen Jahr zuerst in Sommeroffensive umgetauft wurde und schließlich regelrecht in der ukrainischen Steppe versandet ist. Auch die verzweifelten Bemühungen der NATO und der USA, in aller Welt Waffen und Munition aufzukaufen, brachten keine nennenswerten Ergebnisse – daran war vor über einem Jahr schon eine Gruppe luxemburgischer Offiziere gescheitert, die mit einer Menge Geld in der Rückhand alle möglichen Produzenten und Lieferanten auf allen Kontinenten abgeklappert hatte.

    Welchen Sinn könnte es also haben, weiter über Herrn Selenskis Siegesträume zu palavern? Der verlangt von Rußland nicht weniger als eine bedingungslose Kapitulation. Und welchen Sinn könnte es haben, höchste Repräsentanten aus aller Welt in die Schweiz einfliegen zu lassen, um über Frieden zu verhandeln, wenn der wichtigste Verhandlungspartner außen vor bleibt?

    Rußland sei »zum derzeitigen Zeitpunkt nicht eingeladen«, teilte das Schweizer Außenministerium mit. Das entspricht zwar dem Wunsch der Kriegsherren in Kiew, in Washington und in Brüssel, dürfte aber außerhalb der wertewestlichen Hemisphäre auf einige Verwunderung stoßen. Ohnehin wird in den hiesigen Breiten nicht wahrgenommen, daß der »Globale Süden« in Sachen Krieg und Frieden deutlich anders tickt. Das zeigt sich nicht nur bei der Suche nach Frieden für die Ukraine, sondern zunehmend auch in der Ablehnung des Angriffskrieges Israels auf den Gazastreifen.

    In den Kommandozentralen der NATO und der EU, vor allem aber in Kiew, möchte man gern vergessen machen, daß es bereits wenige Wochen nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine ein unterschriftsreifes Dokument gab, mit dem die Ukraine die wichtigste Forderung aus Moskau zu erfüllen bereit war, nämlich den Verzicht auf die Einbindung in die NATO und damit eine drohende Stationierung US-amerikanischer Raketen in kurzer Entfernung zur russischen Hauptstadt. Anstelle der NATO-Mitgliedschaft wollte die Ukraine Sicherheitsabkommen mit den wichtigsten NATO-Staaten abschließen – was übrigens in diesen Tagen geschieht. Das fast fertige Abkommen wurde Anfang April 2022 vom Tisch gewischt, nachdem der damalige britische Premierminister Boris Johnson – offenbar in »höherem Auftrag« – in Kiew vorstellig wurde.

    Nun steht die westliche Welt vor einem Scherbenhaufen und kann sich nicht entschließen, auf Friedensinitiativen Chinas, Südafrikas oder Brasiliens für die Ukraine einzugehen. Dabei liegt eine Lösung offen auf der Hand: Setzt Euch endlich an einen Tisch, streitet nicht darüber, wer angefangen hat, sondern einigt Euch darüber, unter welchen Bedingungen der Krieg beendet werden kann!

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  • 30. April 2024

    Landeskonferenz der KPL verabschiedete Programm zu den EU-Wahlen

    »Sozialofbau an Oprëschtung? – Net mat eis!«

    Nach interessanten Diskussionen und 32 Wortmeldungen verabschiedete die Landeskonferenz der KPL, die am Sonntag im Kulturzentrum in Rümelingen tagte, das Programm der KPL zu den Wahlen zum EU-Parlament am 9. Juni dieses Jahres. Der Entwurf des Programms in Form eines Appells unter dem Motto »Sozialofbau an Oprëschtung? – Net mat eis!«, hatte zuvor eine vom Zentralkomitee eingesetzte Arbeitsgruppe ausgearbeitet, der Uli Brockmeyer, Alain Herman, Ali Ruckert und Edoardo Tiberi angehörten. Zum Auftakt der Konferenz hatte der Rümelinger Gemeinderat der KPL, Edmond Peiffer, die Teilnehmer herzlich begrüßt. Anschließend wurden die einzelnen Kapitel des Programms erläutert: »Die Politik der EU ist weder sozial noch klimafreundlich«, »Die Militarisierung der EU ist eine Gefahr für den Frieden«, »Die Migrationspolitik der EU dient den Interessen des Kapitals«, »Die KPL ist davon überzeugt, dass die EU nicht reformierbar ist« und abschließend die Forderungen der KPL für ein anderes Europa. Während der nachfolgenden zweistündigen Diskussion wurden eine Reihe Abänderungen und Ergänzungen angenommen, bevor die Anwesenden das Programm einstimmig verabschiedeten und sich anschließend mit Organisationsfragen befassten.

    Das Programm wird in den nächsten Tagen im Wortlaut in deutscher und französischer Sprache auf der Internetseite www.­kommunisten.lu und in der »Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek veröffentlicht.

    Pressemitteilung der KPL

    Auf einer Landeskonferenz diskutierte die Kommunistische Partei Luxemburgs am Sonntag, 28. April, im Kulturzentrum in Rümelingen über ihre Strategie für den Wahlkampf für das EU-Parlament und beschloß einen Wahlaufruf unter der Losung »Sozial­ofbau an Oprëschtung? Net mat eis!«.

    In einer intensiven Diskussion bekräftigten die Teilnehmer der Konferenz ihre ablehnende Haltung zur Europäischen Union als ein Konstrukt im Interesse des Groß- und Finanzkapitals. Die KPL kritisiert vor allem einen eklatanten Mangel an Demokratie in der EU, den fortwährenden Abbau von hart erkämpften sozialen Rechten und Errungenschaften sowie die Entwicklung der EU zu einer Militärunion. In ihrem Aufruf zur Wahl zum EU-Parlament stellt die Partei fest, dass die EU weder sozial noch klimafreundlich ist, die Militarisierung der EU eine Gefahr für den Frieden in Europa und in der Welt darstellt, die viel diskutierte Asyl- und Migrationspolitik der EU in erster Linie den Interessen des Kapitals dient, und bekräftigt ihre Einschätzung, dass die Europäische Union nicht reformierbar ist und daher durch eine neue Struktur der regionalen Zusammenarbeit für alle Völker des europäischen Kontinents und im Interesse aller Werktätigen ersetzt werden muß.

    Im Wahlaufruf der KPL werden unter der Überschrift »Widerstand gegen jeglichen Sozialabbau« zahlreiche konkrete Forderungen aufgeführt, darunter zum Thema Mindestlohn und Mindestrente, zum Wohnungsbau, die Einführung der 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich, die Beseitigung aller Einschränkungen beim Streikrecht, die Abschaf­fung der Leiharbeit, die Aufhebung der Privatisierung von öffentlichen Dienst­lei­stungen und eine höhere Be­steu­e­rung der Großunternehmen und Finanzgesellschaften.

    Im Bereich Energie- und Klimapolitik für die Menschen fordert die KPL vor allem die Förderung erneuerbarer Energiequellen: Windenergie, Sonnenenergie, Biomasse, Wasserkraft, Geothermie; eine schnelle Senkung des Ausstoßes von Kohlendioxid und anderer Treibhausgase.

    Besonderen Wert legt die KPL auf einen aktiven Widerstand gegen Aufrüstung und Krieg. Im Mittelpunkt der Forderungen stehen eine radikale Senkung aller Militärausgaben, die Unterzeichnung des UNO-Vertrages über das Verbot aller Atomwaffen, die Aufnahme von multilateralen Gesprächen über eine neue Friedensordnung nach dem Muster der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, die Unterstützung von Initiativen für Verhandlungen über einen Waffenstillstand unter Teilnahme aller beteiligten Seiten und über Frieden in der Ukraine unter Berücksichtigung der Sicherheitsinteressen aller beteiligten Seiten, der sofortige Stopp aller Lieferungen von Waffen und Geld an die Ukraine und eine sofortige und bedingungslose Waffenruhe in Ga­za.

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  • 30. April 2024

    Ein Staatsbudget, das den Bedürfnissen der Schaffenden nicht gerecht wird

    Ali Ruckert

    Alle haben sich gefreut, weil die Vorlage des Staatshaushalts für 2024, die vergangene Woche in der Chamber mit den Stimmen der Regierungsparteien verabschiedet wurde, kein Sparbudget ist, so dass kurzfristig keine neuen Belastungen auf die Lohnabhängigen zukommen sollten.

    Das ist gut so, aber gleichzeitig fällt auf, dass auch im Jahr 2024 keine Steuersenkungen für die Bezieher von kleinen und mittleren Einkommen vorgesehen sind, und die bisherige ungerechte Steuerpolitik, welche die Reichen und das Kapital entlastet und die Schaffenden belastet, von der neuen CSV/DP-Regierung praktisch uneingeschränkt fortgesetzt wird.

    Gleichzeitig muss festgestellt werden, dass im Budget keine neuen Maßnahmen zur Bekämpfung der Armut zu finden sind, obwohl die Regierung dies zu einer ihrer Prioritäten erklärt hatte. Worte sind eben nicht Taten, andernfalls die Familienzulagen angepasst, das Mindesteinkommen und die gesetzliche Mindestrente heraufgesetzt und der Mindestlohn deutlich erhöht worden wäre.

    Nichts von dem trat allerdings ein, so dass die »Chambre des salariés« folgerichtig von einer Budgetvorlage sprach, »die den sozialen Herausforderungen nicht gerecht wird«. Das gilt auch für den Bereich des Baus von bezahlbaren Mietwohnungen, denn da ist keine Strategie zu erkennen, wie die Wohnungsnot während der nächsten Jahre überwunden werden könnte.

    Der von den Kriegstreibern der USA, der NATO und der Europäischen Union geforderten Aufrüstung wird der Staatshaushalt für 2024 hingegen vollauf gerecht, denn die Kredite für militaristische Projekte und Waffenkäufe für die Ukraine steigen rasant an, was eine Erklärung dafür ist, dass in Teilbereichen der Sozial- und der Bildungspolitik auf Sparflamme gekocht wird.

    Es stimmt wohl, dass die öffentlichen Investitionen hoch bleiben, allerdings fällt auf, dass die Investitionen in neue Projekte tendenziell rückläufig sind – und das gilt auch für die Investitionen von Betrieben, die zurückgefahren werden, weil die Aktionäre kurzfristig höhere Profite und Dividenden fordern.

    Das fordern auch die Banker und die Besitzer von »Investitionsfonds«, weshalb die Regierung nicht nur deren Besteuerung grottentief halten, sondern ihnen auch neue Profitquellen erschließen will, indem sie den Finanzplatz durch die Schaffung neuer Anreize noch weiter ausbauen will. Arbeitsplätze für die Tausenden von Schulabgängern, die keine oder eine geringe Qualifikation haben, werden hingegen nicht geschaffen. Sie werden mit staatlichen Sozialleistungen in der Armutsfalle gehalten.

    Das ist eine »Wirtschaftspolitik«, die an den Bedürfnissen des Landes und seiner Einwohner vorbeigeht und die Abhängigkeit vom internationalen Finanzkapital nur noch verstärkt.

    Andererseits sind bei den staatlichen Investitionen keine zu finden, die darauf schließen lassen würden, dass die Regierung darum bemüht wäre, strategische Investitionen in Wirtschaftsbereiche und in staatliche Produktionsbetriebe vorzunehmen, die für das Land wichtig sind, etwa die Stahl- und Metallverarbeitung, der Maschinenbau und die Bauwirtschaft.

    Das hätte den Vorteil, die Abhängigkeit von ausländischen Konzernen einzuschränken, die ausschließlich auf Maximalprofite für Privataktionäre aus sind und von einem Tag auf den anderen massiv Arbeitsplätze abbauen, wenn der Befehl dazu aus der Konzernzentrale kommt, wie das gegenwärtig bei der Niederlassung des französischen Konzerns Tarkett der Fall ist.

    Nicht nur in der Sozialpolitik, sondern auch im Wirtschaftsbereich geht der Staatshaushalt völlig an den Bedürfnissen des Landes und seiner schaffenden Menschen vorbei.

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